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Bühnenbild - Die Veränderungskurve im Blick

Rückschläge

Die Veränderungskurve im Blick

Der Einstieg in die digitale Welt sowie die Einführung aller neuen Arbeitsweisen und Abläufe sind für jede Kanzlei eine besondere Situation. Doch folgen Sie gleichzeitig den Gesetzmäßigkeiten aller Veränderungsprozesse, sodass Sie sich mit diesem Wissen auf die Höhen und Tiefen während der Umsetzung vorbereiten können.

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit DELFI-NET - Das Steuerberaternetzwerk

Erinnern Sie sich daran, als Sie in der Kanzlei den Kontoauszugsmanager vor einigen Jahren eingeführt haben (auch wenn es laut STAX 2015 noch rund 30 % der Kanzleien gibt, die nicht einmal so weit sind, nehmen wir an, dass Sie nicht dazu gehören)?

Wie war die Reaktion der Mitarbeiter? Haben alle sofort "Hurra!" und "Her damit!" gerufen oder gab es Widerstand? Und wie sieht es heute aus? Fragt man ein paar Monate oder Jahre später, heißt es oft "Hätten wir das doch schon früher so gemacht". Die Einstellung hat sich also komplett gewandelt.

Warum ist das so? Warum tun sich viele Mitarbeiter bzw. generell wir Menschen am Anfang so schwer, Neues zu akzeptieren oder zeigen wenig Bereitschaft, Neues auszuprobieren?

Grundsätzlich gibt es in Veränderungsprozessen unterschiedliche Verhaltensweisen der Mitarbeiter. Es gibt die Gegner (offen oder heimlich), Skeptiker und Bremser, Neutrale (oder auch Unentschlossene) und aktive Befürworter oder Treiber. 

Bei einer Normalverteilung in der Kanzlei kann das so aussehen:

  • Gegner 10 %
  • Skeptiker und Bremser 40 %
  • Neutrale 40 %
  • Treiber 10 %

Erfolgsentscheidend ist, dafür zu sorgen, dass die Treiber die Neutralen auf ihre Seite ziehen und die Skeptiker nicht die Oberhand gewinnen.

Tipp
Wer bereits ein QM-Projekt hinter sich hat, kennt diese Situation und die Lösungen:

  • Suchen Sie sich die Befürworter und machen Sie sie zu Projektbeauftragten. Mitarbeiter, die Spaß daran haben, Neues auszuprobieren und von Ihnen die Rückendeckung, dass auch mal was schiefgehen kann. Es wird nicht von Anfang an alles perfekt klappen. Das heißt aber nicht, dass das Projekt gescheitert ist, sondern dass die Details nochmals angepasst werden müssen. 
  • Nehmen Sie die Bedenken, Befürchtungen und Ängste ernst. Hinter allen Äußerungen der Mitarbeiter steckt eine Botschaft. Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren oder den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Die Aussage "Das haben wir doch immer schon so gemacht" heißt übersetzt "Was ist denn auf einmal schlecht an dem Bisherigen, damit hatten wir doch Erfolg".  
  • Schaffen Sie Zeit, damit sich die Mitarbeiter mit den neuen Arbeitsweisen auseinandersetzen können. Bei 120 % Auslastung werden alle auf die Barrikaden gehen, wenn ein Projekt weitere Zusatzarbeit erfordert – hier hilft Ihnen das Kanzlei EKG.

Außerdem hilft es zu wissen, welche Kurve jeder Mensch innerhalb eines Veränderungsprojekts durchläuft:

Ein solcher Veränderungsprozess ist nicht linear sondern durchläuft Höhen und Tiefen. Wenn Sie selbst ein tendenziell begeisterungsfähiger Typ sind, kennen Sie das: Der Anfangseuphorie folgt ein "Tal der Tränen" bzw. Enttäuschung, weil nicht alle so begeistert von Ihren Ideen sind wie Sie selbst. Und dann widmen Sie sich dem nächsten Thema und die Luft ist draußen.

Das führt zu dem klassischen Phänomen von Impulsseminaren: Sie hören begeistert von einer Idee und präsentieren sie Ihren Mitarbeitern bei der nächsten Teamsitzung. Körpersprachlich können Sie dabei schon beobachten, wie alle stumm mit dem Kopf nicken, ohne diese Ideen zu übernehmen und in den Köpfen hören Sie "Warten wir einfach mal 2 Wochen, dann hat sich der Chef wieder beruhigt und alles bleibt beim Alten".

Akzeptieren Sie also, dass Ihre Mitarbeiter Zeit brauchen, um das Neue anzunehmen. Und bleiben Sie dran. Erstellen Sie sich einen Projektplan mit Aufgaben, Terminen und Verantwortlichkeiten. So ersparen Sie sich Frustration und zeigen Ihren Mitarbeitern, dass Sie es ernst meinen.